Bedingungloses Grundeinkommen

Das Bedingungslose Grundeinkommen sichert die Existenz eines jeden Bürgers ohne diese an Bedingungen zu knüpfen. Was ist daran falsch? Zunehmend gehören 99 Prozent des Landes nur 1 Prozent der Menschen, während 99 Prozent der Menschen Geld verdienen müssen, um den eigenen Lebensraum zurückzumieten. Ein Mensch kann seine Existenz ohne die Umwandlung von Lebenszeit in Arbeit nicht sichern. Was geschieht, wenn zu wenige Einkommensplätze vorhanden sind? Wie wird die Existenz dieser gesichert? Aktuell wird unnötig viel Papierkram generiert, die Arbeitssuchenden werden von einem Amt zum anderen gereicht, bis sie schliesslich zu einem 1-Euro Job verdonnert werden. Durch das Ausbeuten dieser Personen schwinden extrem viele Potenziale einfach dahin. Viele Menschen möchten die Welt verbessern, können es sich aber nicht leisten, weil Sie zur Sicherung ihrer Existenz einen nutzlosen Job ausführen, welcher in vielen Fällen Reichtum für ein paar wenige generiert und keineswegs nachhaltig ist. Wir fordern, dass erst Leistung erbracht werden muss, damit jemand existieren darf. Auf der anderen Seite tolerieren wir, dass aus Geld weiteres Geld geschaffen werden kann. Ganz ohne Leistung. Wer Geld für sich „arbeiten“ lässt bestiehlt andere, die für dieses Geld Zeit opfern und arbeiten müssen.

A world in which one percent of humanity controls as much wealth as the other 99 percent will never be stable.
Time.com - Obama’s Final Speech
Wir brauchen keine Anreize, wir brauchen Essen und ein Dach über dem Kopf! Die höchste menschliche Motivation nach der Existenzsicherung und der sozialen Integration ist die Selbstverwirklichung. Wenn ich etwas kann, dann werde ich es tun und strebe danach mich zu verbessern. Nichts tun ist alles andere als die menschliche Natur. Wir arbeiten seit hunderten von Jahren dafür, dass die Menschen von der Arbeit befreit werden. Statt die Maschinen für uns arbeiten zu lassen, werden diese für den Reichtum der Reichsten eingesetzt und wir konkurrieren gegen diese, indem wir immer günstiger zu immer schlechteren Bedingungen Güter produzieren. Die Kosten unserer Arbeit werden zusätzlich mit Lohn- und Einkommenssteuer in die Höhe getrieben, welche bei den Maschinen entfallen. Daneben hat die Maschine keine Gewerkschaft, wird nie krank, kriegt keine Kinder, braucht keinen Schlaf und arbeitet somit 7/24. In vielen Fällen ist es wirtschaftlicher eine Maschine für die Arbeit einzusetzen, ausser Sie haben Zugriff auf Arbeitskräfte, die Sie für einen minimalen Betrag zur Arbeit verdonnern können. Roboter können kein Wirtschaftswachstum generieren, denn Roboter kaufen bekanntlich nicht die Produkte, die sie herstellen. Während die Unternehmensumsätze der Grosskonzerne steigen, die Steuer auf deren Umsätze sinken und das Finanzamt von diesen legal ausgetrickst wird, stagnieren die Löhne. Da braucht man sich nicht zu fragen, warum die Schere zwischen Arm und Reich immer grösser wird. Die Profiteure des Menschen- und Maschineneinsatzes müssen endlich in Form einer Wertschöpfungsabgabe zur Kasse gebeten werden, aber auch die, Ressourcenverbraucher-, Konsum-, Luxus- Boden-, und Finanztransaktionssteuer sollten diskutiert und umgesetzt werden. Eine weitere Möglichkeit wären Instrumente der Mitarbeiterbeteiligung, damit die Zugewinne die entstehen, nicht nur bei der Führungsspitze ankommen, sondern wirklich breit gestreut werden. Besonders effektiv wäre ein Staatsfond, welcher in hochproduktive Unternehmen investiert und allen Bürgern eine Dividende aus seinen Erträgen sichert. Alaska hat sich seit der Auszahlung ihres Staatsfonds von einem der US-Bundesstaaten mit der höchsten Einkommensungleichheit zu einem mit der geringsten entwickelt. Steuern sollten nicht primär auf Löhne und Gehälter erhoben werden, sondern auf sämtliche Einkunftsarten (Zinsen, Dividenden, Tantiemen etc.). Nehmen Sie Google und Facebook: Die Zahl der Beschäftigen ist winzig im Vergleich zum Umsatz und Gewinn. Diese Unternehmen zahlen keine Steuern, bevorzugen stattdessen die Auszahlung von Millionen-Bonis und üben sich in weiteren Steuertricks. Karl Marx hat bereits im 19 Jahrhundert die ungleiche Besteuerung von Arbeit und Kapital kritisiert. Das Beste, was bis anhin erreicht wurde, ist die soziale Marktwirtschaft, welche seit den 90er Jahren durch Privatisierung, Deregulierung und Entstaatlichung untergraben wird. Besonders entscheidend wirkte sich die Liberalisierung des Finanzsektors aus (Wikipedia: Wandel seit 1990). Hätte die Regierung den Globalisierungsgewinnern einen Teil ihrer Profite genommen und sie den Verlierern gegeben, gäbe es jetzt nicht diesen tiefen gesellschaftlichen Graben, welcher den Aufstieg von Populisten beschleunigt hat. Durch den rasenden technologischen Fortschritt wächst die Ungleichheit der Einkommens- und Vermögensverteilung. Der Regierung muss es gelingen, die Märkte zum Wohle aller zu bändigen.
Haben Sie einmal einen Manager sagen hören, dass er mehr Arbeitsplätze schaffen will? Ein Unternehmer stellt sich die Frage, wie er Arbeit einsparen kann. Die Worthülse «Bekämpfung der Arbeitslosigkeit» wird lediglich von Politikern bedient. Mehr Arbeitsplätze schaffen hiesse, mehr zu verbrauchen. Auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen ist irgendwann kein Wachstum mehr möglich. Wir sind bereits über den Punkt hinausgeschossen, wo das reine Wachstum an käuflichen Gütern und Kapital das Wohlergehen steigert. Aktuell bringt es lediglich mehr Müll, Zerstörung und Arbeit. Die Erde ist reich und könnte uns alle zweimal ernähren, aber wir werfen die Hälfte weg und hamstern den Rest. Wie kann es sein, dass zum Beispiel das Abholzen des Amazonas lukrativer ist, als diesen zu bewirtschaften? Warum haben wir kollektiv nie genug Geld für Krankenhäuser, Universitäten, Armutsbekämpfung und andere sinnvolle Dinge? Politiker fordern die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit obwohl Arbeitslosigkeit kein Problem ist. Das Problem sind fehlende Einkommensplätze, die durch ein BGE abgefangen werden. Die Arbeitslosigkeit und die Übernahme der Arbeit durch Maschinen wird seit jeher angestrebt. Götz Werner, Milliardär, Gründer der Drogeriekette dm und Unterstützer des BGE sagt: „Die Wirtschaft hat nicht die Aufgabe, Arbeitsplätze zu schaffen. Im Gegenteil. Die Aufgabe der Wirtschaft ist es, die Menschen von der Arbeit zu befreien. Und das ist uns in den letzten 50 Jahren ja auch grandios gelungen.“ Zu Beginn der ersten industriellen Revolution haben wir 80 Stunden wöchentlich gearbeitet, heute ist es im Schnitt die Hälfte davon. Warum soll sich dieser Weg nicht mit Erfolg weiter fortsetzen? Es wird prognostiziert, dass bis 2050 die Arbeit, welche heute das Einkommen sichert von lediglich 5% der Bevölkerung verrichtet wird. Wir müssen endlich die sozialen Grundlagen für die zukünftige Entwicklung der Digitalisierung und Robotisierung schaffen, bevor diese zum Problem wird, indem vielen die Existenzgrundlage „Einkommen“ fehlt. Arbeitslosigkeit darf in Zukunft nicht zugleich Armut bedeuten! Dank Automatisierung ist genügend Produktivität vorhanden, um das bedingungslose Grundeinkommen zu finanzieren. Warum können wir uns so schlecht vorstellen, dass Arbeit ohne Einkommen vermutlich sinnstiftender, nachhaltiger und wertvoller für die Gesellschaft ist? Vertrauensbeziehungen wurden erst mit Geld durch den unpersönlichen Markt ersetzt. Warum misstrauen wir unseren Mitmenschen und vertrauen dafür bedingungslos der Marktwirtschaft?
Berlin Grundeinkommen
Bundesplatz Geld
Weltrekord

Fotos: CC BY NC ND via grundeinkommen.ch

Während ich mich mit dem BGE beschäftige erinnerte ich mich plötzlich an die Geschichte von Tom Sawyer. Tom erkannte, dass eine Arbeit nur lästig ist, wenn man sie tun muss. Nicht nur das erzwingen einer Tätigkeit, auch die Belohnung kann sich negativ auf die Arbeit bzw. das Lernen auswirken. Ein Experiment zeigte auf, dass das Anbieten von Belohnungen an Kindern fürs Malen ihr Interesse daran verringerte. Die Kinder haben einen natürlichen Lerndrang, welcher sich aber recht schnell verflüchtigen kann, wenn sie zum Lernen aufgefordert werden und aus dem „wollen“ ein „müssen“ wird. Diese Reaktion nennt man Korrumpierungseffekt (wikipedia.org - Korrumpierungseffekt). Da es nicht dem Homo oeconomicus entspricht, zu welchem wir erzogen wurden, dürfte es den meisten schwerfallen diesen Effekt nachzuvollziehen. Genauso ist es mit dem bedingungslosen Grundeinkommen. Ironisch ist, dass unser Geldsystem, welches unsere Talente belohnen sollte, eigentlich genau das Gegenteil bewirkt. Für all die grosszügigen, noblen Dinge, gibt es kein Geld. Währenddessen lässt sich viel Geld mit Sachen machen, die dem Planeten schaden und Gesellschaften auf der ganzen Welt zerstören. Wir müssen herausfinden, wie ein anderes Geld- und Einkommenssystem aussehen könnte, um die Erde zu heilen und nicht zu zerstören. Vermutlich ist das BGE ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Quellen

28.04.2016, zuletzt aktualisiert am 13.03.2019